Dienstag, 26. August 2014

Schlafsack Emil - Eine weitere Variante mit Schulter- und Seitenöffnung


Herzlich Willkommen :)

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Heute möchte ich euch eine weitere Variante des Schlafsackes Emil vorstellen, die insbesondere für Säuglinge und kranke Kinder geeignet ist. Also für Menschlein, die beim Ankleiden nicht viel bis gar nicht mithelfen können. Oder einfach für Kinder, die es nicht leiden können, wenn ihnen etwas über den Kopf gezogen wird.

Dabei habe ich mich absichtlich für eine Druckknopfvariante entschieden, da man Druckknöpfe auch einhändig ganz schnell aufbekommt, wenn man das Kind einmal schnell aus dem Schlafsack herausholen muss und weil es für Sondenkinder praktischer ist als ein Reißverschluss. Selbstverständlich können Fortgeschrittene den Emil mit Reißverschluss nähen, was aber in meiner Anleitung keine Berücksichtigung finden wird.

Das Tutorial wird ein wenig umfangreicher ausfallen, damit auch Nähanfänger diese Variante bewältigen können. Im ersten Schritt zeige ich euch, wie ihr das Schnittmuster selbst abändern könnt und im zweiten Schritt, wie ihr dann alles zusammennäht. Bitte verzeiht mir so manches unscharfe Bild, wie die meisten von euch nähe ich am Abend und da ist es lichtbedingt ein bißchen Glückssache mit guten Bildern ;). Zudem benutze ich Bilder, die bei zwei Emils entstanden sind, also nicht wundern, wenn ihr Unterschiede entdeckt :).

Was ihr alles braucht: 
  • das Schnittmuster "Emil" aus dem Dawandashop von Lolletroll
  • Kleber/Klebeband
  • Schere/Stoffschere
  • Bleistift
  • zwei Lineale, ideal wären ein langes und ein Zeichendreieck (Schulkinder helfen hierbei sicher gern aus ;) )
  • ausreichend Stoff für je einen Innen-und einen Außensack in eurer Wunschgröße
  • Trickmarker oder Schneiderkreide o.ä.
  • Nähmaschine, wahlweise Overlock
  • Jerseydrücker z.B. von Prym plus passende Zange (KamSnaps sind je nach Stoffbeschaffenheit auch möglich)
So, dann mal los mit dem Schnittmuster. Lasst euch nicht irritieren, das klingt zunächst vielleicht anstrengender als es in der Umsetzung tatsächlich ist :).

Part 1: Das Schnittmuster anpassen
Druckt euch das Schnittmuster des Emil in der gewünschten Größe einmal komplett aus und klebt es wie im Ebook angegeben zusammen. Druckt zudem einmal zusätzlich S1 aus (ich arbeite mit einer papiersparenden Variante, wer möchte, kann sich natürlich den Schnitt ein weiteres mal komplett ausdrucken für die Rückseite). In den größeren Größen benötigt ihr auch S2 ein weiteres mal. Da aber das Verändern des Schnittmusters ausschließlich auf dem Blatt S1 stattfindet, werde ich nachfolgend der Einfachheit halber nur von S1 sprechen. 


Klebt euch vorhandene Schnittreste umgedreht jeweils auf die beiden Seiten S1, so dass die Armkurve komplett mit Papier bedeckt ist.

Nun nehmt eure Zeichenwerkzeuge zur Hand. Zunächst benötigen wir ein paar Hilfslinien, damit alles akkurat wird und am Ende das Vorder-und Rückteil auch zusammen passen. Wir starten mit dem Vorderteil.

Legt das Dreieck an die untere Linie von S1 an und legt das Lineal wie im Bild daneben. Verbindet nun die obere Spitze von S1 mit der unteren Linie von S1. Ihr habt damit eine gerade Linie im Armbogen erhalten. Ignoriert es, wenn es euren Augen schief vorkommen mag. Sofern ihr ordentlich mit rechten Winkeln arbeitet, passt alles am Ende zusammen :).

Messt die Linie in der Armbeuge aus und markiert euch die Mitte dieser Linie. Legt das Dreieck so an, dass es an der Hilfslinie an der Markierung einen rechten Winkel ergibt und zeichnet den rechten Winkel ein (siehe Bild) und verlängert die Linie auf das Schnittmuster mit Hilfe des Dreiecks. 


Legt das Dreieck wieder runter zur Abschlusslinie von S1, das Lineal daneben. Sucht euch den Punkt, wo die waagerechte Hilfslinie das Schnittmuster schneidet (im Bild da, wo der Bleistift hinzeigt). Legt das Lineal nun passend an das Dreieck, so dass ihr durch diesen Punkt eine Linie nach oben einzeichnen könnt (ganz wichtig ist der rechte Winkel des Dreiecks!).



Das sollte dann so hier aussehen. Damit habt ihr den ersten Teil des neuen Trägers eingezeichnet. 



Nun könnt ihr euch überlegen, wie hoch euer Trägerteil vorn werden soll. Das sollte individuell je nach Emilgröße und Kindgröße entschieden werden. In meinem Beispiel habe ich vorn 3 cm Höhe eingezeichnet (ausgehend vom oberen Schnittmusterbeginn, sozusagen 3 cm ÜBER dem Schnittmuster auf der Linie, die ihr zuvor gezeichnet habt :)).


Dann überlegt ihr, wie breit der Träger werden soll. Ich habe mich für 5 cm Breite entschieden, da die Nahtzugabe ebenfalls bedacht werden muss. Legt euch das Lineal gerade mit der cm-Markierung an die Höhe, die ihr euch markiert habt und macht eine Markierung in der Breite, die ihr möchtet (keine Linie).


Das Dreieck auf die waagerechte Hilfslinie legen und an eure Breitenmarkierung schieben. Markierung nun mit der Hilfslinie verbinden.


So sollte es jetzt aussehen. Mit dem Dreieck im rechten Winkel beide Punkte der beiden Trägerlinien miteinander verbinden.


Nun sucht ihr euch den Halsausschnitt, der zwei Nummern unter eurer gewählten Emilgröße liegt. Im Beispiel habe ich einen Schlafsack in Größe 86/92 genäht mit einem Halsausschnitt aus der Größe 62/68 vorn. Zeichnet euch die Linie des Halsausschnittes nach und verbindet das Ende frei Hand mit eurem Träger. Es sollte eine schöne Rundung entstehen.


Jetzt könnt ihr euch das neue Vorderteil ausschneiden, welches dann so aussehen sollte. 



Schnappt euch nun das andere Blatt S1 und legt es exakt UNTER das neue Vorderteil. Schön Kante auf Kante, auch die S1-Abschlusslinie unten sollte mit der vom Vorderteil übereinstimmen. 



Verlängert mit dem Lineal die waagerechte Hilfslinie von der Vorderseite auf das Papier der Rückseite.


Zeichnet ein kleines Stück rechts am ausgeschnittenen Vorderteilträger entlang, so dass eine kleine Linie auf dem Papier der Rückseite zu sehen ist.


Das Vorderteil weglegen und das Dreieck an die Hilfslinie im rechten Winkel an die kleine Linie vom Vorderteilträger anlegen. 


Nun einfach die kleine Linie vom Vorderteilträger nach oben verlängern, immer schön im rechten Winkel bleiben, damit die beiden Träger nachher auch aufeinander passen. Völlig egal, ob es zunächst optisch schief aussieht. Es wird klappen :).


Nun geht ihr genauso vor wie beim Vorderteil: Wunschlänge des Trägers markieren (bedenkt, dass der Träger des Rückteils um ca. 3 cm Länger sein sollte als der des Vorderteils, damit eine Überlappung der Träger nach dem Nähen noch möglich ist), die gleiche Breite wie beim Vorderteil markieren, mit Hilfe beider Lineale diesen Punkt mit dem Schnittmuster verbinden. Hier den originalen Halsausschnitt eurer gewählten Emilgröße frei Hand mit dem entstandenen Träger verbinden. 


Ausgeschnitten erhaltet ihr nun solch ein Rückenteil. Jetzt kommt der Moment der Wahrheit...


...indem ihr das Vorder-und Rückteil aufeinander legt und seht, ob die Träger aufeinanderpassen.


Wie eingangs erwähnt, benutze ich eine papiersparende Variante. Das Vorderteil habe ich direkt mit dem Rest des Schnittmusters zusammengeklebt, das einzelne Rückteil (nur das S1-Blatt) hinter das Vorderteil mit Klebeband fixiert. 
 

So kann man bequem das nicht benötigte Teil wegklappen und benutzt nur ein gesamtes Schnittmuster des Emils.  

Super, Part 1 ist geschafft, nun ran an die Stoffe :)!

Part 2: Nähen des Emils

Schneidet insgesamt zwei Emils zu, mit einem Außenstoff und einem Futterstoff eurer Wahl. Wichtig sind atmungsaktive Stoffarten. 100%-iges Polyesterfleece kann ich beispielsweise nicht empfehlen, da solche Kunstfaserstoffe die Wärme des Kindes zu sehr stauen. Stoffe mit hohem Baumwollanteil sind hingegen gut geeignet.


Wenn ihr mögt, wäre nach dem Zuschneiden der richtige Zeitpunkt, um das Vorderteil des Außenemils zu betüddeln. 



Legt die Teile des Außenemils rechts auf rechts (die schönen Seiten schauen sich an) und steckt ihn ab der Achselhöhle rundherum fest (Armausschnitte und Schulterbereich weglassen). Hierbei müsst ihr entscheiden, auf welcher Seite eure Seitenöffung sein soll und wie tief sie Richtung Füße gehen soll. Es sollte aber mindestens der Boden des Emils komplett vernäht werden, sonst erübrigt sich irgendwann die Funktion eines Schlafsackes ^^.  
Wichtig: Beim Außenemil müsst ihr die Öffnung beim Zusammennähen genau entgegengesetzt frei lassen, wo es später hinsoll. Ihr wollt die Öffnung auf der rechten Seite? Dann müsst ihr sie beim Vernähen links einkalkulieren und umgekehrt.


Zusammennähen wie abgesteckt (welche Stichart ihr benutzt hängt von eurer Stoffwahl ab), wenden und die Naht ordentlich ausbügeln. 



Jetzt kommt der Punkt, an dem ihr ganz genau aufpassen müsst, sonst habt ihr am Ende zwei entgegengesetzte Öffnungen und könnt den Emil nicht zusammennähen.

Ihr nehmt euch nun die zwei Teile des Futtersackes her und legt ihn euch ebenfalls rechts auf rechts und steckt ihn rundherum ab. Legt den Futtersack so zusammengesteckt vor euch hin, der vordere Halsausschnitt schaut euch an. Den Außensack dreht ihr nochmals auf links, so dass die Nähte wieder außen zu sehen sind und legt ihn so auf den Futtersack, dass sich jetzt die beiden vorderen Halsausschnitte ansehen. Ihr seht vom Außensack also auch nur die Innenseite des Stoffes sowie den hinteren Halsausschnitt (siehe Bild).


Streicht den Außenemil richtig glatt, so dass er so gut es geht Naht auf "Stecknadelnaht" zum Liegen kommt. Nehmt euch einen Trickmarker oder einen gut sichtbare Schneiderkreide etc. und markiert euch so genau wie möglich den Beginn der Öffnung des Außensackes. Da der Innensack später genauso wie er vor euch liegt im Außensack in Benutzung sein wird, muss hier nämlich die Öffnung gleich auf die Seite, auf die die Öffnung hinsoll. Näht den Futtersack nun ebenfalls zusammen unter Aussparung der Seitenöffnung.


Steckt nun beide Säcke rechts auf rechts ineinander (die schönen Stoffseiten sind im Inneren) und steckt nun den gesamten oberen Teil des Emils zusammen. Dabei unbedingt darauf achten, dass die Nähte direkt aufeinander treffen (am besten zeigt eine Naht nach links, die andere nach rechts, dann wird es nicht zu dick an diesen Stellen). 


Fertig zusammengesteckt sollte es dann so aussehen. Damit ihr nachher auch alles wenden könnt...


...ist eine Wendeöffnung von ca. 10 cm am Rückteil erforderlich. Sucht euch dafür eine gerade Stelle, so lässt sich die Wendeöffnung später besser vernähen als an einer Rundung.



Nach dem Zusammennähen alles vorsichtig durch die Wendeöffnung zuppeln...


...dabei erhält man zwischenzeitlich ein schönes buntes Knäuel ;).


Nach dem Wenden alle Nähte ordentlich ausbügeln (bei elastischen Stoffen mit dem Bügeleisen weniger reiben, mehr "tupfen" ). Die Wendeöffnung ordentlich bügeln, so dass die Nahtzugaben zu gleichen Teilen im Inneren liegen und feststecken.



Nun den oberen Bereich des Emils einmal komplett rundherum knappkantig absteppen inklusive Träger und Halsausschnitte. Die Wendeöffnung wird dabei automatisch verschlossen. 



So in der Art sollte euer Emil nun aussehen. Fast fertig :).


Jetzt fehlen nur noch die Druckknöpfe. Ich persönlich bevorzuge die Jerseydrücker von Prym. Mit der Zange sind sie schnell und einfach angebracht (wie das geht, erzählen euch ausführlich diverse Produktvideos auf einem gewissen Videoportal^^). Die Jerseydrücker funktionieren gut bei dünnen wie dicken Stoffen (getestet an Baumwolle/Jersey und Wintersweat/Sherpafleece). Natürlich könnt ihr auch KamSnaps benutzen, wobei sie etwas größer und knubbeliger sind als Jerseydrücker und sich viel schwerer öffnen lassen, wenn es schnell gehen soll (was bei einem kranken Kind der Fall sein kann). Wenn ihr KamsSnaps benutzt, solltet ihr bei dünnen Stoffen ebenso bei elastischen Stoffen am Knopfrand den Stoff verstärken. 

Die Anzahl der Knöpfe ist Geschmackssache. Dennoch sollte der Abstand zwischen den Knöpfen so gewählt werden, dass keine zu großen Lücken entstehen, durch die das Kind auskühlen könnte. Falls ihr euch mit der Länge der Träger vertan habt und sie viel zu lang geraten sind, kann man das mit einer zweiten oder gar dritten Knopfreihe wieder wettmachen :).





Tataaaaa, euer Emil ist nun einsatzbereit :). Hier in einer leichteren Variante aus Baumwolle und Jersey...


...und hier eine Wintervariante.

Abschließend noch ein kleiner Tipp: Aus dem abgewandelten Schnittmuster lässt sich prima ein kleines, luftiges Baumwollhängerchen nähen :). Einfach S1 mit der darunterliegenden Schnittmusterreihe benutzen. Im Winter kann man es aus Cord oder anderen warmen Stoffen herstellen und über ein Shirt tragen.


Ich hoffe sehr, euch gefällt die Anleitung und ihr habt Spaß daran, sie auszuprobieren. Bei Fragen könnt ihr euch gern an mich wenden.

Liebe Grüße,
Tabea von RäuberLiese (31, verheiratet, Mama eines kleinen besonderen Mädchens). 



PS: Das Bild des Originalemil wurde mir aus dem Lolletrollteam zur Verfügung gestellt :).



1 Kommentar :

  1. Vielen Dank Tabea für die Mühe, die du dir gemacht hast! Find ich super von dir. Daumen hoch!

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